Malve als Heilkraut und essbare Pflanze

Die Wilde Malve oder auch Käsepappel ist eine sogenannte Schleimpflanze und daher bei Reizhusten, Magen-Darmproblemen und anderen Erkrankungen von Schleimhäuten das Mittel der Wahl. Doch die genauen Anwendungsgebiete dieser Heilpflanze, Art der Verwendung und mögliche Nebenwirkungen sehen wir uns in diesem Artikel ohnehin noch genauer an.

Ein wenig Botanik

Willst Du die Käsepappel die auch auf den botanischen Namen Malva sylvestris hören soll vielleicht tatsächlich selbst in der Natur erkennen und sammeln, dann wird Dich dieses Kapitel sicherlich interessieren.
Ein ganz typisches Erkennungsmerkmal der Wilden Malve sind die Blätter und deren Form. Die Blätter sitzen an einem langen Stiel und sind 5 lappig. Auf beiden Seiten der Blätter findest Du eine deutliche Behaarung und der Rand ist gekerbt. Wenn Du einmal mit den Malvenblättern intensiv Bekanntschaft gemacht hast, dann wirst Du sie immer wieder einfach erkennen.

Wilde Malve Blatt Käsepappel

In der Blütezeit sind auch die 5 blassen rosaroten Blütenblätter ein gutes Erkennungsmerkmal. Also von Juni bis in den Septemner hinein kannst Du die Blüten finden und natürlich sammeln. Sehr typisch für die Wilde Malve und die anderen Arten der Familie der Malve ist die Säule auf der die Staubgefäße zu finden sind.

Junge Blüte Malve

Die Wurzel ist eine typische weiße Pfahlwurzel, die sich nur sehr schwer aus den Boden graben lässt. Typisch ist die spindelförmige Gestalt. Die Käsepappel ist eigentlich eine mehrjährige Pflanze. Es gibt zwar auch 2-jährige Unterarten, aber meistens ist sie ein ausdauerndes Kraut.

Im „Endausbau“ ist die Malve auch eine stattliche Pflanze. Sie wird bis zu 150 cm groß um mit den anderen Pflanzennachbaren beim Sonnentanken mithalten zu können. Der Stängel ist deutlich behaart und ist innen mit einem Mark verstehen. So richtig verholzen will die wilde Malve nicht.

Wo finde ich die Käsepappel?

Die Wilde Malve wird auch Weg-Malve genannt, was uns bereits Auskunft über einen möglichen Fundort gibt. An Wegen, Bahndämmen, Schutthalden also wie der Botaniker sagen würde „Ruderalstellen“ ist die Käsepappel zu finden.

Der Boden in dem die Weg-Malve gerne wächst ist trocken und dennoch nährstoffreich. Sie ist auch eine sogenannte Zeigerpflanze. Denn sie kommt auch gerne mit der Eselsdistel vor.

Malve Gestalt

Die Verwendung der Käsepappel als Pflanzenmedizin

Der wichtigste Inhaltsstoff der Wilden Malve aber auch vieler anderen Malvengewächse ist Schleim. Daher nennen sie die Phytotherapeuten auch Schleimdroge. Die Idee hinter dem Schleim ist, dass dieser einen Schutzfilm über Schleimhäute legt und so Reizungen verhindert sowie den Heilungsprozess unterstützt.

Bestes Beispiel ist sicher der Reizhusten. Antitussiva also „Gegen Husten“ ist der passende medizinische Begriff. Darunter fällt zum Beispiel auch der Huflattich. Es gibt ja eine Reihe an unterschiedlichen Pflanzen die bei Husten eingesetzt werden. Abhängig welche Art von Lungenproblem besteht können Saponine, Ätherische Öle oder eben auch Schleimstoffe eingesetzt werden. Wenn Dich das Thema „Heilkräuter bei Husten“ interessiert, dann ist vielleicht dieser Beitrag für Dich besonders interessant -> Heilkräuter bei Husten

Welcher Pflanzenteil wird bei der Malve medizinisch eingesetzt?
Heute sind es nur mehr die Blätter und die Blüten die den Weg in Tees, Wickel und Tinkturen finden. Doch früher wurde auch die Wurzel so wie zum Beispiel bei Eibisch verwendet.

Wann ist ein guter Zeitpunkt zum Selber sammeln?
Sobald die Blüten vollständig aufgegangen sind – das ist bei mir in der Nähe von Wien meist Anfang Juni der Fall. Egal wann der Zeitpunkt bei Dir eintritt, wir wollen die frühen Blüten sammeln. Es gibt auch andere Meinungen. So soll der höchste Gehalt an Wirkstoff zum Ende der Blüte erfolgen. Ja warum nicht. Doch ich sehe das immer aus Sicht der Praxis. Ich sammle die Malvenblüten aus wilden Beständen und im Frühsommer stehen die meisten Pflanzen noch in voller Pracht. Im Herbst war entweder ein fleissiger Gärtner am Werk und hat das böse unnütze Unkraut abgemäht oder Tierchen unterschiedlicher Größe haben sich an „meinen“ Malven vergriffen. Das ist der einfach Grund für meinen Sammelzeitpunkt. Hast Du die Malven im eigenen Garten und somit immer im Blick, ist auch der Herbst ein guter Sammelzitpunkt.
Un außerdem können wir ohne genau Laboranalyse ohnehin nur mutmaßen. Wichtig ist, dass wir die Malvenblüten überhaupt zur Verfügung haben. Willst Du sicher gehen dann kaufe in der Apotheke ein.

Die Blätter sammel ich auch im Frühsommer. Aus dem selben Grund wie eben mit den Blüten beschrieben. Bis in den späten Sommer sind die Blätter auch gut zu verwenden.

Gibt es wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit der Käsepappel belegen?
Ja. Es herrscht Einigkeit über die Anwendung bei Reizhusten und die schützende Eigenschaft von Schleimhäuten. Die Malve hat eine Schwester und zwar Eibisch, die eine sehr ähnliche Wirkung aufweist. Wie bereits mehrmals erwähnt legen die Schleimstoffe einen Schutzfilm über Schleimhäute und verhindern so eine unnötige Reizung was zudem die Heilung unterstützt.

Die Anthocyane der Malvenblüten wirken überdies als natürliches Antibiotikum und auch eine antioxidative Wirkung soll bestehen.
Was die antibakterielle Wirkung betrifft muss man genauer hinsehen. Es wird bei manchen Bakterienstämmen das Wachstum gehemmt, also eine bakteriostatische Wirkung erzielt.

Zudem haben Forschungen in den Malvenblättern und Blüten Antioxidantien nachweisen können.
Auch gibt es Studien über einen entzündungshemmenden Effekt beim Einsatz von Malvenblättern bei Hauterkrankungen.
Antivirale Eigenschaften sind in Prüfung und sind wahrscheinlich.

Fassen wir also die Wirkungen zusammen:
– Schleimhautschützend
– Entzündungshemmend
– Antibakteriell bzw. bakteriostatisch
– Antioxidativ
– Zusammenziehend

Welche Inhaltsstoffe sind in der Malve vorhanden?
Schleimstoff ist der Hauptwirkstoff der Wilden Malve und der Malvengewächse im Allgemeinen.
Zudem sind in den Blättern Flavonoide und in den Blüten Anthozyane enthalten. Außerdem finden wir geringe Mengen von Gerbstoffen.
Das sind nur die „wichtigsten“ Stoffe, denn in der Pflanze sind im Moment unzählige sekundäre Pflanzenstoffe zu finden.

Bei welchen Beschwerden ist die Käsepappel angesagt?

  • Husten und insbesondere bei Reizhusten
  • Rachenentzündung
  • Mandelentzündung
  • Entzündung der Mundschleimhaut
  • Heiserkeit
  • Kehlkopfentzündungen
  • unspezifische Halsschmerzen
  • Aphten, Aften und Co. -> Mehr Infos zu Heilkräutern bei Aphten
  • Verstopfung
  • Sodbrennen
  • Sonnenbrand
  • Insektenstichen
  • Ekzemen
  • Neurodermitis
  • unreiner Haut
  • Schuppenflechte

Wie wird die Malve verabreicht?
Als Tee im Kaltansatz aber auch als Tinktur.
Der Kaltansatz macht bei allen Malvengewächsen Sinn. Durch das Kochen werden die Schleimstoffe reduziert und gleichzeitig die Wirkung des Heilkrautes gesenkt. Daher wird das Pflanzenmaterial zerkleinert mit kalten oder lauwarmen Wasser übergossen und dann einige Stunden angesetzt. Abhängig davon ob es sich um Blüten, Blätter oder Wurzel handelt ist eine längere Auszugszeit nötig.

Blüten werden ca. 1 Stunde, Blätter 2 bis 3 Stunden und Wurzelteile 3 bis 5 Stunden angesetzt.

Danach kann der Tee entweder kalt schluckweise getrunken oder leicht und schonend erwärmt genossen werden.
3 Tassen pro Tag bzw. 5 Gramm ist die Tagesdosis für einen erwachsenen Menschen. Auch für Kinder ist die Anwendung be geringerer Dosis möglich wenn gleich Eibisch die häufigere Variante darstellt. (Stichwort Eibisch Sirup)

Besonders in der Frauenheilkunde ist die Anwendung mit Sitzbädern angesagt. Doch auch klassische Waschungen und Vollbäder zur Unterstützung der Heilungskräfte der Haut sind möglich.

Gibt es Nebenwirkungen?
Es empfohlen Käsepappel nicht länger als eine Woche innerlich anzuwenden, weil die Aufnahmefähigkeit des Darms darunter leiden kann. Stell Dir einfach vor, dass die Oberfläche Deines Darms permanent mit den Schleimstoffen überzogen wird. Dann werden auch Nährstoffe oder andere Medikamente auf kurz oder lang nicht mehr so gut aufgenommen. Daher ist eine Nebenwirkung, dass es zur Abschwächung von gleichzeitig eingenommen Medikamenten kommen kann.

Es macht daher Sinn den Malven-Tee für eine Woche einzunehmen und dann wieder eine Woche Pause einzulegen. Zumindest empfiehlt das die Heilkräuter-Kundige Ursel Bühring in Ihrem Heilpflanzen-Klassiker Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde.
Auch andere Autoren wie z.B. Pawlow.

Eine weitere Nebenwirkung ist bei äußerlicher Anwendung möglich. Auf offene Wunden darf ohnehin kein frisches Pflanzenmaterial gelangen. Aber auch Ekzeme oder andere Hauterkrankungen können durch falsche Anwendung weiter verschlimmert werden. Der Tee wird ja für mehrere Stunden kalt angesetzt. Dabei kann es zur Bildund von Keimen kommen, die wir uns dann auf die entzündete Hautstellen einbringen. Also immer aufpassen und sauber arbeiten.

Wird die Malve auch in der TCM eingesetzt?
Auf jeden Fall wird die Pflanze in den TCM-Kräuterbüchern erwähnt. Florian Ploberger widmet der Malve in seinem Buch „Das große Buch der Westlichen Kräuter aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin“ Aufmerksamkeit und beschreibt die Funktion unter Anderem zur Stärkung des Dickdarm-Yin oder zur Senkung des Lungen-Qi. Ich bin ja kein Kenner der TCM und kann daher so rein gar Nichts darüber erzählen.

Malva sylvestris folia

Die Malve als altes Heilmittel in der Pflanzenheilkunde

Die Käsepappel wird schon in der Antike schriftlich als Heilkraut erwähnt. Als Allheilmittel wurde sie gelobt und angeblich auch so eingesetzt. Doch der gesunde Menschenverstand sagt Dir jetzt sicher „Das kann nicht sein! Ein Mittel gegen jede Krankheit? Unwahrscheinlich!“. Und Du hast natürlich recht. Die Malve ist wirksam, aber nicht gegen Alles. Doch die alten Griechen sahen das eben so.
Die Malve wurde laut den alten Schriften bei Frauenleiden, Wunden und Magen-Darm-Beschwerden verwendet. Und diese Einsatzgebiete decken sich auch mit der aktuellen Lehrmeinung in der Phytotherapie.

In der mitteralterlichen Klostermedizin ist sie ebenso zu finden wie in neuzeitlichen Anwendungen und Verwendungen. Doch auch so mancher Zauber und Aberglaube soll betrieben worden sein. Ein Orakel ob eine Frau Kidner bekommen könne wurde mit dem Urin selbiger durchgeführt. Den Urin auf die Malve giessen. Geht die Pflanze ein dann wird es keine Kinder geben. Gedeit sie weiter ist Kindersegen sicher. Hmmm, was soll ich dazu sagen. Vielleicht stimmt es – vielleicht auch nicht. Wenn wir es wirklich, also wirklich wissen wollten, dann wäre eine wissenschaftliche Doppel-Blindstudie angebracht 🙂

Die Käsepappel und Hildegard von Bingen
Auch Hildegard kannte die Heilkraft der Malve und setzte sich äußerlich und innerlich ein. Es ist eben immer schwierig Hildegard immer 100%ig richtig zu verstehen. Zu viele Änderungen hat die Deutsche Sprache hinter sich und auch zu viel hat sich in Kultur und Alltagsleben getan. Doch wenn die Übersetzung und Interpretation richtig ist, dann war die „Babbela“ wie Hildegard die Käsepappel genannt haben soll als Mittel gegen Kopfweh eingesetzt.

Wilde Malve Blatt unterseite

Die Malve als Nahrungsmittel

Ein Arme-Leute-Essen war die Käsepappel. Und gekocht ist die Malve tatsächlich als Nahrung einsetzbar. Die Sprachwissenschaftler erzählen uns, dass das Wort „Malva“ also der wissenschaftliche Stammname der Malven irgendeine Abwandlung der Wortgruppe „Nahrung der Armen“ sein soll. Ob richtig oder falsch – uns ist eine gute Merkhilfe wenn es um die Malve als Nahrungsmittel geht.

Und wenn wir schon bei der Namensgebung sind. Warum heißt die Malve auch Käsepappel? Denn mit dem Baum Pappel ist sie nun gar nicht verwandt (zumindest nach heutigen Stand der Wissenschaft – wer weißt was in 500 Jahren bei der Analyse rauskommt 🙂
Eine Erklärung soll die Pappe oder Pampe also eine andere Bezeichnung für Brei sein. Ja, warum auch nicht. Die gekochte Käsepappel ist auf Grund des bis 10%igen Gehalt an Schleimstoffen wirklich eine Pampe, also ein Brei.

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